Unsere Gemeinde Bad Bramstedt / Kaltenkirchen
Der Schal und das Versprechen
»Wir wohnten damals im Arzthaus am neuen Kurhaus, dem heutigen Klinikum Bad Bramstedt. Seit Jahren verwahrten wir den Kirchenkoffer für den Gottesdienst in Bad Bramstedt. Es war im Juli/Sommer 1945. Eines Tages kam ein Engländer in Uniform, begleitet von einigen Sanitätern des Influxkrankenhauses, zu uns von hinten auf den Hof. Unser Sohn Franz rief mich und ich bekam einen gehörigen Schreck, unsicher, was wohl geschehen würde.
›Wo ist die Kirche?‹, fragte der Mann nach der Begrüßung. ›Wir haben keine‹, antwortete ich, worauf er sich als Reverend McEleney, irisch-katholischer Militärgeistlicher, vorstellte und sich nach der hiesigen katholischen Gemeinde erkundigte. Er war erstaunt, als ich ihm berichtete, unter welch einfachen Bedingungen wir Gottesdienst feierten.
Plötzlich deutete er meinem Sohn mit Handbewegungen an, eine Schere zu holen. Als er zurückkam, nahm der Priester seinen Militärschal, den er um den Hals trug, und forderte mich auf: ›Halten Sie fest!‹, indem er das andere Ende des Schals in seiner Hand festhielt. Da nahm er die Schere und schnitt zu meiner großen Überraschung das Halstuch in der Mitte durch. Dann nahm er die Hälfte des Schals, band sie mir um den Hals und während er sich selbst die andere Hälfte umband, reichte mir die Hand und sagte: ›Keine Kirche? Ich baue eine Kirche!‹
So kamen wir in Bad Bramstedt zu unserer Kirchenbaracke aus Holz. Einige Monate später konnten wir sie aufstellen. Bis 1956 diente sie uns als Gottesdienstraum und Pfarrhaus. Dann bekamen wir unsere jetzige Kirche.«
(aufgeschrieben von Anne Großekettler am 12. Januar 1996)